Der Provokateur

John Meier stottert im echten Leben, sobald er aber als « The Voice of Swiss Wrestling» den Ring betritt, merkt man nichts mehr davon. Am Samstag veranstaltet er in Bühler einen Wrestling-Event mit der versammelten Schweizer Elite.

PATRIK KOBLER
BÜHLER. Immer mal wieder trifft man im Appenzellerland auf schillernde Figuren. Beispielsweise auf « The Voice of Swiss Wrest- ling». Ein elendes Grossmaul, das in fliessendem Züridütsch unab- lässig Publikum und Gegner beleidigt. Selbst Frauen und Kinder bekommen ihr Fett weg. Wer ihn live oder auf Videoaufnahmen gesehen hat, kann kaum glauben, dass « The Voice» im richtigen Leben stottert und eigentlich ein gmögiger Kerl ist.

Vom Guten zum Bösen mutiert
Seit sieben Jahren wohnt John Meier in Bühler. Der gebürtige Stadtzürcher zügelte wegen dem Job und seiner damaligen Freun- din ins Appenzellerland. Das Stottern ist eine Reaktion auf die Tren- nung seiner Eltern als er vier Jahre alt war. Von Kindsbeinen an ist er vom Wrestling begeistert; vor einem Jahr hat er dann seinen ersten Wettkampf besucht –    und vollends Feuer gefangen. Schnell eta- blierte er sich in der überschau- baren Szene als « Topfan».
Er war allseits beliebt, bis er sich zu einem Rollenwechsel entschloss. Heute ist er der Provokateur, der von allen ausgepfiffen wird, wenn er die Halle betritt. Ihm behagt diese Rolle. Sie sei leichter zu spielen als der Gute, sagt er. Man bringe die Leute mit fiesen Sprüchen schnell gegen sich auf. Trotz aller markigen Sprüche seien Handgreiflichkeiten zwischen Aktiven und Publi- kum tabu. Denn: Wrestling sei eine Show, Gut und Böse gehören dazu. Ziel ist es, die Zuschauer möglichst gut zu unterhalten. In den USA geniesst diese Mischung aus Sport und Show grosse Popularität. Und auch das Hallenstadion in Zürich ist jeweils bis auf den letzten Platz gefüllt, wenn die Superstars der besten Wrestling- Liga zu Gast sind.

Aufstieg zum Aktiven
Die Schweizer Liga stösst auf weniger Resonanz. Zwischen 80 bis 120 Zuschauer verfolgen jeweils das Geschehen an einem der drei bis sechs grossen Events im Jahr. Einer davon findet am Sams- tag in Bühler im Sekundarschul- haus Herrmoos statt. John Meier ist inzwischen vom Fan zum Akti- ven aufgestiegen und organisiert nun als Manager seine erste Ver- anstaltung. Angekündigt sind die besten Wrestlerinnen und Wrest- ler aus der ganzen Schweiz. Sie tragen so klingende Namen wie Hellvetic Warriors, Drake Destroyer oder Belthazar. Meier verspricht eine qualitativ gute Show. Obwohl das Zuschauerinteresse ungleich kleiner ist, seien die « Moves» die gleichen wie in den USA.

« Irgendwie schizophren»
Selbstverständlich wird am Samstag auch « The Voice of Swiss Wrestling» als Provokateur in den Ring steigen. Er sei schon ein wenig nervös. Auf böse Sprüche wird er an seinem Heimanlass nicht verzichten, auch dann nicht, wenn seine Mutter im Publikum sitze, so John Meier. Unterstüt- zung oder gar Jubel von seinen Be- kannten erhofft er sich keine, beim Wrestling will er nicht be- liebt sein. Er mag seine Rolle als Bösewicht. Als Stotterer stehe ich sonst im Leben oft hinten an. Im Ring hingegen kann er sich selbst- bewusst ans Mikrophon stellen und drauflos reden.
Um sein Stottern auch im Alltag loszuwerden, kann er nicht ein- fach « The Voice» sein. Auch wenn es sich  « irgendwie schizophren» anhöre, sei es eben nur eine Rolle. Er könne schliesslich nicht als Bösewicht im Migros einkaufen und mit furchteinflössender Stim- me Birchermüesli verlangen.

Summer Bash
Der Wrestling-Event « Sum- mer Bash 2010» findet am nächsten Samstag, 4. September, im Sekschulhaus Herrmoos statt. Beginn der rund dreistündigen Show ist um 19.30 Uhr. Um 18 Uhr stehen die Wrestler für Auto- gramme zur Verfügung. (pk)

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John Meier alias « The Voice of Swiss Wrestling» veranstaltet am Samstag seinen ersten Event.

Quelle: APPENZELLER ZEITUNG

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